Geschäftsjahr 2018 und Strategie 2017–2021
Gut positioniert, Um Ziele 2021 zu erreichen
Komax ist 2018 stark gewachsen, hat die Produktivität erhöht, kräftig in Forschung und Entwicklung investiert sowie die Kapazitätserweiterung und Digitalisierung gezielt vorangetrieben.
Beat Kälin, Verwaltungsratspräsident
Matijas Meyer, wie fällt Ihre Bilanz zum Geschäftsjahr 2018 aus?
Matijas Meyer: Unser Markt wächst durchschnittlich 4–6% pro Jahr. Wir haben 2018 ein organisches Wachstum von 13.9% erreicht. Somit haben wir unsere Marktführerschaft weiter ausbauen können, was mich sehr freut. Wir sind aber nicht um jeden Preis gewachsen, um Marktanteile zu gewinnen, sondern haben stets auch die Profitabilität im Auge behalten. Durch stetige Produktivitätssteigerungen ist es uns gelungen, die EBIT-Marge von 13.5% auf 14.0% zu steigern. Dies, obwohl wir 2018 deutlich weniger von der Entwicklung der Währungen profitiert haben als im Vorjahr: 2017 hatte die EBIT-Marge um 1.0 Prozentpunkte zugenommen, 2018 resultierte lediglich ein Plus von 0.2 Prozentpunkten.
Beat Kälin, beim Umsatz haben Sie das für 2021 angepeilte Ziel bereits beinahe erreicht. Wird der Verwaltungsrat das Ziel nun anpassen?
Beat Kälin: Bis 2021 haben wir uns zum Ziel gesetzt, einen Umsatz zwischen CHF 500 und 600 Millionen zu erzielen. 2018 war ein Rekordjahr. Wir haben zwar CHF 479.7 Millionen erwirtschaftet, doch es fehlen noch über CHF 100 Millionen bis zum oberen Ende unserer strategischen Bandbreite. Somit haben wir momentan keine Notwendigkeit, an unseren Mittelfristzielen 2017–2021 etwas zu ändern. Zudem darf man nicht vergessen, dass wir nicht nur den Umsatz steigern wollen, sondern auch strategische Ziele für den EBIT, den RONCE und die Ausschüttungsquote definiert haben. Der 2018 erwirtschaftete EBIT von CHF 67.3 Millionen zeigt, dass wir noch einige Arbeit vor uns haben, bis wir die für 2021 anvisierte Bandbreite von CHF 80 bis 100 Millionen erreichen.
Was wird Komax tun, damit es mit der Zielerreichung klappt?
Matijas Meyer: Wir werden weiterhin daran arbeiten, unsere Prozesse zu optimieren und dadurch unsere Produktivität schrittweise zu erhöhen. Ich bin zuversichtlich, dass unsere vier neuen Produktions- und Entwicklungsstätten in der Schweiz, in Deutschland und in Ungarn einen wichtigen Beitrag dazu leisten werden. Mit der neuen Infrastruktur werden wir die Produktion steigern und Abläufe vereinfachen können. Richtig zum Tragen wird dies jedoch nicht vor 2020 bzw. 2021 kommen, da die Gebäude erst im Verlauf von 2019 bezugsbereit sein werden. Am längsten wird es in Grafenau und Dierikon dauern. An diesen beiden Standorten werden die Erweiterungsbauten voraussichtlich erst Ende 2019 fertiggestellt sein.
Matijas Meyer, CEO
Ist es zu Verzögerungen bei den Bauprojekten gekommen?
Matijas Meyer: Die vier Projekte zur Erweiterung unserer Produktionskapazität haben ein Investitionsvolumen von über CHF 90 Millionen. Bei Bauvorhaben dieser Grössen- ordnung gibt es immer wieder Herausforderungen, die zu Verzögerungen führen können, wie beispielsweise das Wetter, die Wartezeit bis zum Erhalt von behördlichen Bewilligungen oder die Verfügbarkeit von Handwerkern. Dies war auch bei uns nicht anders. Dennoch haben wir je nach Projekt nur wenige Wochen bzw. Monate Verzögerung. Was aber mindestens so wichtig ist: Bei den Kosten sind wir absolut auf Kurs! Jedoch werden einige der ursprünglich für 2018 geplanten Investitionen erst 2019 anfallen. Aus diesem Grund haben wir 2018 Investitionsausgaben von insgesamt – das heisst nicht nur für die Gebäude – «nur» rund CHF 41 Millionen gehabt und planen für 2019 mit rund CHF 90 Millionen.
Um die Profitabilität zu erhöhen, könnten Sie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung reduzieren …
Beat Kälin: Das wäre nicht nachhaltig und würde unseren zukünftigen Erfolg gefährden. Um langfristig unsere hohe Profitabilität zu halten oder gar zu steigern, ist es unerlässlich, dass wir jedes Jahr neue Produkte lancieren, die unseren Kunden Wettbewerbsvorteile bringen. Aus diesem Grund haben wir 2017 den strategisch wichtigen Entscheid gefällt, die Investitionen in Forschung und Entwicklung von 7–8% auf 8–9% des Umsatzes zu erhöhen. Daran halten wir weiterhin fest. Unsere Kunden sind momentan mit verschiedenen Themen konfrontiert, welche die Automobilbranche verändern und sie zwingen, die Automatisierung der Kabelverarbeitung zu erhöhen. Elektromobilität und autonomes Fahren sind zwei davon. Da die Automobilbranche an neuen Technologien arbeitet, bietet sich uns die grosse Chance, diesen Umbruch aktiv mitzugestalten. Auch wenn diese neue Generation von Fahrzeugen erst in ein paar Jahren auf die Strasse kommt, müssen wir jetzt investieren. Nur so werden wir in der Lage sein, unsere Produkte rechtzeitig auf den Markt zu bringen – nämlich dann, wenn sie benötigt werden.
Werden Ihre Kunden bereits 2019 von neuen Produkten profitieren?
Matijas Meyer: Ohne bereits zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass wir unseren Kunden eine breite Vielfalt an neuen Lösungen präsentieren werden. Ich bin überzeugt, dass dadurch unsere Kunden die Automatisierung in ihren Werken weiter erhöhen können. Diese Neuheiten werden uns weitere Differenzierungsmöglichkeiten geben und unsere Technologieführerschaft unterstreichen. Das wird auch in den folgenden Jahren der Fall sein, da unsere innovativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laufend daran arbeiten, unser Produktportfolio zu erneuern und zu erweitern. Das seit 2017 höhere Budget für Forschung und Entwicklung gibt uns die Möglichkeit, nicht nur bestehende Lösungen zu optimieren und weiterzuentwickeln, sondern auch an neuartigen Konzepten zu forschen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden sowohl unseren Kunden als auch Komax in den kommenden Jahren entscheidende Vorteile bringen. Wir haben den Anspruch, die Nummer 1 zu bleiben und unseren Vorsprung weiter zu vergrössern.
«Wir haben den Anspruch, die Nummer 1 zu bleiben und unseren Vorsprung weiter zu vergrössern.»
Matijas Meyer
Industrie 4.0 und Internet of Things sind in aller Munde – auch bei Komax?
Matijas Meyer: Die digitale Transformation ist selbstverständlich auch für uns ein Schwerpunkt, in den wir kräftig investieren. In unserer Digitalisierungsstrategie geht es sowohl um die interne als auch um die externe Digitalisierung. Innerhalb der Komax Gruppe arbeiten wir daran, mit unserer Systemlandschaft und Datenstruktur ein stabiles, einheitliches Fundament zu schaffen, auf dem wir unsere digitalen Dienstleistungen aufbauen können. Parallel dazu entwickeln wir unterschiedliche digitale Lösungen, mit denen wir die Vernetzung mit unseren Kunden erhöhen und sie dadurch im Produktionsprozess gezielter unterstützen können. Dabei spielt unter anderem das Thema Rückverfolgbarkeit eine wichtige Rolle. Unseren Kunden geht es darum, dass die Produktion eines vollständigen Kabelsatzes lückenlos dokumentiert werden kann. Denn dadurch könnten bei Fehlern gezielt einzelne betroffene Produkte zurückgerufen werden, und es wäre nicht mehr nötig, dass prophylaktisch Tausende Fahrzeuge eines bestimmten Typs zur Untersuchung in die Garage müssten.
Wann werden Ergebnisse dieser Investitionen sichtbar sein?
Matijas Meyer: Momentan laufen verschiedene Testphasen. Wir werden 2019 einige neue digitale Lösungen lancieren, jedoch noch keine, welche die lückenlose Rückverfolgbarkeit sicherstellt.
Können Sie all dies allein umsetzen oder werden Sie sich durch Akquisitionen verstärken?
Beat Kälin: Akquisitionen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie. Seit 2016 haben wir vier Akquisitionen getätigt und vier Asset Deals abgeschlossen. Dadurch sind insgesamt neun neue Gesellschaften sowie rund 250 Mitarbeitende mit viel zusätzlichem Know-how zur Komax Gruppe gestossen. Da wir jeweils grossen Wert auf eine sorgfältige Integration der übernommenen Unternehmen und Mitarbeitenden legen, sind Akquisitionen mit einem grossen Aufwand verbunden. Dieser zahlt sich jedoch aus, wie wir anhand der sehr positiven Entwicklungen der Gesellschaften sehen, die wir in den letzten Jahren in die Komax Gruppe eingegliedert haben. Deshalb werden wir auch weiterhin die Gelegenheit nutzen, wenn wir mit einer Akquisition unseren strategischen Zielen näherkommen. Dabei geht es aber nicht primär um die Digitalisierung.
«Wir haben unser
Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft.»
Beat Kälin
Wo sehen Sie Akquisitionsbedarf?
Matijas Meyer: Mit den Akquisitionen der vergangenen Jahre haben wir stark daran gearbeitet, bestehende Lücken in unserem Produktportfolio zu schliessen, sodass wir nun Lösungen entlang der Wertschöpfungskette unserer Kunden anbieten können. Bei dieser strategischen Stossrichtung haben wir somit momentan keinen Handlungsbedarf. Auch bei der Stossrichtung «Innovative Fertigungskonzepte» kommen wir dank den hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung aus eigener Kraft gut voran. Wenn es jedoch um die «Globale Kundennähe» und die «Entwicklung von Non-Automotive-Märkten» geht, haben wir Potenzial, das wir unter Umständen mit einer Akquisition schneller ausschöpfen könnten.
Was heisst dies konkret?
Matijas Meyer: Ich kann ein einfaches Beispiel nennen: Die Regionen Asien und Nord-/Südamerika machen rund 60% des Marktes aus. Wir erzielen aber 60% unseres Umsatzes in Europa und Nordafrika. Das ist sehr erfreulich, und es ist keinesfalls unsere Absicht, Marktanteile in diesen beiden Regionen zu verlieren. Doch es zeigt, dass wir in Asien und Nord-/Südamerika noch Wachstumspotenzial haben. Dies hält uns aber nicht davon ab, auch in Europa Akquisitionen zu tätigen, wenn diese dazu beitragen können, in einem oder mehreren Marktsegmenten unsere Position zu stärken. Ob wir aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Akquisitionen wachsen werden, hängt von den sich uns bietenden Möglichkeiten ab.
Ist auch Diversifikation ein Element Ihrer Akquisitionsstrategie?
Beat Kälin: Mit dem 2016 vollzogenen Verkauf der Business Unit Medtech haben wir entschieden, uns auf das Kabelverarbeitungsgeschäft zu fokussieren. Daran hat sich bisher nichts geändert. Wir haben unser Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. Und durch die angesprochene Veränderung in der Automobilindustrie bietet sich uns die Möglichkeit, in den nächsten Jahren in unserem Kernmarkt weiter zu wachsen und unsere führende Position auszubauen. Um diese Chance zu nutzen, müssen wir uns fokussieren und gezielt investieren – aber nicht diversifizieren.
«Mindestens die Hälfte unseres Wachstums steht im Zusammenhang mit neuen Technologien wie autonomem Fahren und Elektromobilität sowie dem zunehmenden Druck auf unsere Kunden, die Automatisierung zu erhöhen.»
Matijas Meyer
Welchen strategischen Stellenwert haben die Marktsegmente ausserhalb der Automobilindustrie?
Beat Kälin: Die Marktsegmente Aerospace, Data-/Telecom und Industrial sind von grosser Bedeutung für uns. Alle drei zusammen sind zwar rund fünfmal kleiner als der Automobilbereich, sie haben aber gegenseitig viel Synergiepotenzial. So kommen beispielsweise in Fahrzeugen immer mehr Kabel zum Einsatz, die wir aus dem Data-/Telecom-Bereich kennen und für deren Verarbeitung wir bereits Lösungen haben. Diese Kabel ermöglichen eine hohe Datenübertragungsrate und werden immer zahlreicher auf dem Weg zum autonomen Fahren.
Die Automobilindustrie hat über Jahre geboomt; nun ist vermehrt von einer Abschwächung zu lesen. Wie viel können die übrigen Marktsegmente kompensieren?
Matijas Meyer: Wir erwirtschaften über 80% unseres Umsatzes mit Kunden aus der Automobilindustrie. Obwohl sich die anderen Marktsegmente sehr positiv entwickeln und wir erfreuliche Wachstumszahlen verzeichnen, sind sie insgesamt zu klein, um Schwankungen in der Automobilindustrie glätten zu können. Dies wird auch in Zukunft nicht anders sein, da voraussichtlich weiterhin gegen 60% aller verarbeiteten Leitungen in Automobilen verbaut werden. Sollte sich die Automobilindustrie merklich abschwächen, würde dies somit auch Komax spüren. Unser Geschäft ist jedoch nicht ausschliesslich von der Anzahl produzierter Fahrzeuge abhängig. Mindestens die Hälfte unseres Wachstums steht im Zusammenhang mit neuen Technologien wie autonomem Fahren und Elektromobilität sowie dem zunehmenden Druck auf unsere Kunden, die Automatisierung zu erhöhen.
2019 planen Sie Investitionsausgaben von rund CHF 90 Millionen. Werden Sie sich in den nächsten Jahren weiterhin eine Ausschüttungsquote von 50–60% leisten können?
Beat Kälin: Komax hat bereits 2018 kräftig in die Kapazitätserweiterung investiert. Dennoch haben wir beim freien Cashflow nur ein Minus von CHF 4.3 Millionen erzielt. 2019 wird dieses Minus sicherlich grösser sein, da die Investitionen gegen CHF 50 Millionen höher sein werden. Ab 2020 wird das Investitionsvolumen aber wieder wesentlich geringer ausfallen und der freie Cashflow entsprechend zunehmen. Da Komax grundsätzlich sehr solide finanziert ist, spricht deshalb aus heutiger Sicht nichts dagegen, auch in Jahren mit starker Investitionstätigkeit am Ziel einer Ausschüttungsquote von 50–60% des Gruppenergebnisses nach Steuern festzuhalten.
Welches sind Ihre Schwerpunkte im Geschäftsjahr 2019?
Matijas Meyer: 2019 gibt es verschiedene Themen, die für mich hohe Priorität haben. Dazu gehört die erfolgreiche Lancierung mehrerer neuer Produkte, mit denen wir zusätzliche Alleinstellungsmerkmale schaffen. Dann gilt es die laufenden Projekte in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Digitalisierung voranzutreiben, um auch in den folgenden Jahren unsere Kunden kontinuierlich mit Neuem zu begeistern. Auch der planmässige Abschluss unserer vier Bauprojekte ist von grosser Wichtigkeit im Jahr 2019. Zudem lege ich weiterhin Wert darauf, dass wir an unserer Operational Excellence arbeiten und dadurch unsere Profitabilität steigern. Da noch nicht klar ist, wie sich eine Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums mittelfristig auf die Automobilindustrie auswirken wird, ist es für Komax wichtig, flexibel zu sein, um auf sich verändernde Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Alles in allem bin ich zuversichtlich, dass wir gut positioniert sind und die Herausforderungen im Jahr 2019 werden meistern können.